Immer wieder hört man von der Angst, dass man beim Fliegen in großer Höhe einer schädlichen Strahlenbelastung ausgesetzt sei. Vielleicht wirkt dabei der griechische Mythos des Ikarus nach, der der Sonne zu nahe kam und deshalb abstürzte. Wie groß ist im Flugzeug die Gefahr durch Höhenstrahlung aus wissenschaftlicher Sicht?

 

Der Mensch ist ständig Strahlung ausgesetzt

Es gibt mehrere Quellen, deren Strahlung auf uns einwirkt:

  • Kosmische Höhenstrahlung: Die Strahlung aus dem Weltall reagiert mit in der Atmosphäre mit den Luftmolekülen, wobei allerdings Sekundärstrahlung entsteht. Dieser Strahlungsanteil ist auf Meereshöhe am geringsten und nimmt mit der Höhe zu.
  • Terrestrische Strahlung: Auf der Erde gibt radioaktiv zerfallende Nuklide, z.B. Radium-226, Thorium-232, Kalium-40 und vor allem Radon-222; diese nimmt der Mensch mit der Luft und der Nahrung auf. Das Ausmaß dieser Strahlungsbelastung ist regional sehr unterschiedlich.
  • Zivilisatorische Strahlung: Hier fallen in erster Linie die medizinische Anwendungen wie Röntgen, Strahlentherapie und Nuklearmedizin ins Gewicht.

Für die Messung der Strahlendosis gibt es verschiedene Größen. Wesentlich sind insbesondere die Energiedosis, die in Gray (Gy) angegeben wird, und die Äquivalenzdosis, deren Einheit Sievert (Sv) ist. Während die Energiedosis rein den physikalischen Energiegehalt der Strahlung beschreibt, berücksichtigt die Äquivalenzdosis die biologische Wirkung im menschlichen Körper. So wird etwa eingerechnet, dass die krebserzeugende Wirkung von Alpha- und Gammastrahlung trotz gleicher Energie unterschiedlich ist.

Wenn Sie die Strahlenbelastung in Ihrer Umgebung einmal selbst messen wollen finden Sie geeignete Messgeräte (Dosimeter, „Geigerzähler“) zu Preisen von ca. 100 € – 200 € bei Amazon. Achten Sie darauf, dass Sie mit Ihrem Gerät die drei Strahlungsarten Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlung erfassen können.

Strahlenbelastung im Alltag und durch Flugreisen

Einen Eindruck über unsere jährliche Strahlenbelastung vermittelt die folgende Übersicht:

Strahlenquelle Effektive Dosis pro Jahr
Natürliche Strahlenexposition insgesamt 2,1 mSv
… davon kosmische Strahlung 0,3 mSv
… davon terrestrische Strahlung 0,4 mSv
… davon Radoninhalation in Wohnungen 1,1 mSv
… davon verzehrte radioaktive Stoffe (z.B. Kalium-40) 0,3 mSv
Zivilisatorisch bedingte Strahlenexposition insgesamt 1,8 mSv
… davon medizinisch (z.B. Röntgen, CT, Strahlentherapie) 1,8 mSv
… davon sonstiges (z.B. Forschung, Kernkraftwerke, Unfälle) < 0,05 mSv
Gesamte Strahlenexposition 3,9 mSv

Man kann sich nun leicht ausrechnen, dass ein Tag Leben in Deutschland dann etwa eine Strahlenbelastung von 0,01 mSv mit sich bringt.

Die Strahlenbelastung durch einen Flug hängt u.a. von der Flughöhe und Flugdauer ab. Man kann sie sich auf der Internetseite des Helmholtz-Zentrums München genau ausrechnen lassen. So ergibt sich für einen Transatlantik Flug von München nach New York eine zusätzliche Strahlenbelastung von 0,05 mSv – entsprechend also etwa der Strahlenbelastung, wie sie sich durch 5 Tage Leben in Deutschland ergibt.

Auch im Vergleich mit den meisten medizinischen Anwendungen ist die Belastung gering: Eine Röntgenaufnahme am Arm oder Bein bringt eine Dosis zwischen 0,01 mSv und 0,1 mSv mit sich und entspricht damit oftmals schon einem Flug über den Atlantik. Wenn die Lendenwirbelsäule geröntgt wird sind es je nach Wirbelsäulenabschnitt zwischen 0,1 mSv (Halswirbelsäule) und 1,1 mSv (Lendenwirbelsäule). Bei einer Computertomographie des Bauchraumes sind Sie mit 8,8-16,4 mSv dabei, entsprechend also einer Strahlenbelastung von 200 Transatlantikflügen oder 1000 Tagen Leben in Deutschland.

 

Fazit: Ist Fliegen wegen der Höhenstrahlung gefährlich?

Eine Flugreise bringt eine zusätzliche Strahlenbelastung mit sich; deren Dosis ist aber ausgesprochen und entspricht selbst bei langen Flugstrecken allenfalls der Strahlenbelastung weniger Tage auf dem Boden. Für Bordpersonal kann sich über ein Berufsleben hinweg eine signifikante Strahlenbelastung ergeben; für Reisende dagegen ist das Risiko eines Schädigung durch Strahlung – etwa der Entstehung von Krebs – extrem gering. Eine Gefahr durch Höhenstrahlung steht Ihrer nächsten Flugreise sicher nicht entgegen!